„Ich bin so verliebt. Sie ist so inspirierend und voller Ideen. Es wird einfach nie langweilig mit ihr. Ich fühle mich so lebendig mit ihr an meiner Seite“, „Ich genieße seine Nähe so, er gibt mir Ruhe und Halt und ich kann mich so richtig fallen lassen. Ich muss nichts tun, ich darf einfach da sein“, so oder so ähnlich sprechen frisch verliebte Pärchen übereinander, wenn sie sich gerade auf der berühmten Wolke 7 befinden. Gegensätze ziehen sich an. Diese Weisheit gilt nicht nur in Paarbeziehungen, sondern auch im Ayurveda. Wir gleichen Ungleichgewichte in unseren Doshas mit Gegensätzen aus. Durch hohes Vata ausgelöster Unruhe, Ängstlichkeit, Schlaflosigkeit und Verdauungsproblemen wirken wir mit warmen Speisen, angenehmen Ölmassagen und Meditation entgegen. Das hilft und wir kommen wieder in Balance.
Meiner Erfahrung nach funktionieren Beziehungen – egal ob Paarbeziehungen oder Freundschaften – sehr ähnlich. Wir suchen uns mehr oder weniger unbewusst unseren Gegenpol und fühlen uns durch ihn in Balance. Es herrscht eine Ausgeglichenheit. Eine Vata Pitta Konstitution und eine Pitta Kapha Konstitution etwa, ergänzen sich wunderbar. Alle 3 Doshas sind in ihrer Beziehungswelt vorhanden und können so für Ausgleich sorgen. Der eine sprudelt über vor Ideen und ist ständig in Bewegung. Der andere ruht mehr in sich, stellt einen sicheren Hafen für die Ideen bereit, fragt vielleicht auch mal nach, wie realistisch das alles ist und schenkt die nötige Erdung.
Gelingt es, dieses Zusammenspiel der Konstitutionen zu erkennen, zu schätzen und bewusst zu nützen, hat man die besten Voraussetzungen für eine Beziehung, die nicht nur den anderen so sein lässt, wie er eben ist, sondern die auch ein nährender Boden für seine eigene und für die gemeinsame Entwicklung ist.
Doch Vorsicht, oft sind die Eigenschaften, die man zu Beginn einer Beziehung so schätzt, später diejenigen, die einen ganz besonders stören, ja vielleicht zu einer Trennung führen. Dann sieht man das Kapha des Partner oder der Partnerin nicht mehr als sicheren Hafen, sondern vielmehr als langweilig und faul, zum Beispiel als Couch Potato und die Inspiration und der Ideenreichtum des Vatas werden als Unruhe bringend und nervend erlebt.
Wie können wir dem entgegenwirken?
Findet eure Konstitution heraus und redet drüber.
Jeder Mensch ist einzigartig. Versteht man seine eigene Konstitution und die des Gegenübers, kann man leichter auf die Bedürfnisse beider eingehen und Konflikte besser lösen.
Versucht den / die anderen so zu lassen, wie er ist.
Es geht nicht darum jemanden ändern zu wollen, sondern vielmehr darum die jeweilige Natur des Menschen zu verstehen und anzunehmen. Ayurveda ermutigt dazu, sich selbst und sein Gegenüber mit Achtsamkeit und Verständnis wahrzunehmen. Dies bedeutet, die individuellen Stärken, Schwächen und Bedürfnisse anzuerkennen und respektvoll damit umzugehen.
Beziehungsfallen erkennen
Nach Ayurveda können bestimmte Beziehungsfallen auftreten, die mit den individuellen Konstitutionen der beiden Partner:innen zusammenhängen.
Ein beweglicher und kreativer Kolibri wird nie wie ein temperamentvoller und fokussierter Löwe oder ein stabiler und gelassener Elefant agieren. Jede Konstitution hat unterschiedliche Bedürfnisse und Vorlieben in Bezug auf Ernährung, Schlaf, Aktivität und soziale Interaktionen. Wenn diese Bedürfnisse stark voneinander abweichen, können Konflikte entstehen.
Zum Beispiel könnte eine Vata-dominierte Person, die Abwechslung und Bewegung liebt, frustriert sein, wenn der Kapha-dominierte Partner lieber zu Hause bleibt und Routine bevorzugt. Dominiert eher Kapha in der Konstitution und das dringende Bedürfnis nach Entspannung und Ruhe, kann Frustration entstehen, wenn der Pitta-dominierte Partner ständig beschäftigt ist und keine Zeit für Erholung findet. Auch kann es passieren, dass ein Pitta-dominierter Mensch, der von Natur aus ehrgeizig und durchsetzungsfähig ist, möglicherweise übermäßig dominant erscheint und den Vata- oder Kapha-dominierten Partner überfordert.
Akzeptiert einander in eurer Einzigartigkeit
Es kann hilfreich sein, den gemeinsamen Alltag unter Berücksichtigung der Konstitutionen zu gestalten. Zum Beispiel könnten Vata-dominierte Partner von einer stabilen Routine profitieren, während Pitta-dominierte Partner von gelegentlichen Abwechslungen und Kapha-dominierte Partner von körperlicher Aktivität profitieren könnten.
Balance zwischen Quality Time zu zweit und Freiräumen
Schenkt euch genügend Freiräume, verbringt aber auch Quality Time gemeinsam. Es ist wichtig, Zeit für sich selbst zu haben, um seine Interessen zu verfolgen, sich zu entspannen und aufzuladen. Indem ihr euch gegenseitig Freiräume schenkt, könnt ihr eure individuelle Identität bewahren und euch persönlich weiterentwickeln.
Gleichzeitig ist es genauso wichtig, Zeit miteinander zu verbringen und die Verbindung zu vertiefen. Plant regelmäßig gemeinsame Aktivitäten, sei es ein romantisches Abendessen, ein gemeinsamer Spaziergang in der Natur oder einfach nur Zeit zu Hause, um miteinander zu reden und zu entspannen. Diese Quality-Time-Momente stärken eure Bindung und schenken schöne gemeinsame Erinnerungen.
Humor schadet nie 😉
Humor kann definitiv dazu beitragen, eine Beziehung aufzulockern und gemeinsame Interessen wie Ayurveda auf spielerische Weise zu integrieren. Es ist wichtig, nicht alles zu ernst zu nehmen und sich gegenseitig zu ermutigen, das Leben zu genießen, auch wenn es um Gesundheit und Wohlbefinden geht!
Beziehung ist immer eine Reise. Wir alle haben unser Gepäck mit dabei, immer wieder heißt es: "Anschnallen, bitte! Wir haben Turbolenzen!" und es ist anstrengend und immer wieder ist es einfach nur schön und erholsam wie ein Urlaub.
Ayurveda ist auf jeden Fall ein guter Reisebegleiter.
Mag. Julia Karinkada ist Klinische und Gesundheitspsychologin und führt mit ihrem Mann Lal gemeinsam den Kerala Ayurveda Shop in Wien. Mehr zu ihrer gemeinsamen Reise erfährst du hier: https://www.keralaayurvedashop.at/unsere-geschichte/
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